Stipendien

Stipendien während der Schulzeit

Informationen zu Stipendienangeboten, Schülerakademien, Sommerakademien etc. finden Sie in Kürze hier.

 

Stipendien nach der Schulzeit

1. Einführung

Ein Studium ist teuer: Studiengebühren, Bücher, Mieten, Lebenshaltungskosten, Krankenversicherung und Handyverträge wollen bezahlt werden. Rund 68 Prozent aller Studenten und Studentinnen arbeiten deshalb neben ihrem Studium und nur 5 Prozent nutzen ein Stipendium. Dass diese Quote so niedrig ist, liegt auch daran, dass viele SchülerInnen und StudentInnen eine Bewerbung aus verschiedensten Gründen von vornherein für chancenlos halten. Dabei ist eine Finanzierung durch ein Stipendium bedeutsam. Der Student bekommt monatlich Geld aufs Konto und kann sich auf das konzentrieren, was wirklich zählt: das Studieren. Aber wer hat überhaupt Chancen auf eine solche finanzielle Förderung? Und wer vergibt eigentlich Stipendien in Deutschland? Gibt es Stipendien fürs Ausland? Und wie läuft das Bewerbungsverfahren ab? Zählen nur die Leistungen der Studenten?

Vorteile eines Stipendiums - Viel mehr als nur Geld

  • Finanzielle Förderung: z.B. Büchergeld, Reisekosten, Lebenshaltung, Zuschüsse für Bücher, Kranken- und Pflegeversicherung oder Kinderbetreuung
  • Zusätzliche Bildungschancen: Seminare, Planspiele, Vorträge, Ferienakademien, Sprachkurse, Workshops, Weiterbildungsmöglichkeiten, Angebote für Praktika, Trainingsprogramme
  • Vitamin B = ein enges Netzwerk: Mentorenprogramme, Treffen mit aktiven und ehemaligen Stipendiaten, Networking
  • Pluspunkt in der Bewerbung: Dieser Punkt im Lebenslauf zeichnet gerade die Stipendiaten der Begabtenförderungswerke gegenüber 97 Prozent der Altersgenossen aus -stellt ein Ausrufezeichen im Lebenslauf dar, signalisiert Leistungsbereitschaft und Engagement

 

2. Irrtümer rund um das Thema Stipendium

2.1 „Stipendien gibt es nur für die ganz Schlauen."

Auch wenn viele Stipendien für besonders begabte gedacht sind und Noten bei der Vergabe eine wichtiges Kriterium darstellen, können auch andere Faktoren, wie der Geburtsort, das Geschlecht oder besondere Lebensumstände, ausschlaggebend sein. So betont die „Böckler-Aktion Bildung“ der Hans-Böckler-Stiftung beispielsweise, dass die Bewerber nicht abstrakt anhand ihrer Noten bewertet werden, sondern dass im Auswahlverfahren (mit mehreren Vorstellungsgesprächen) die gesamte Persönlichkeit beurteilt werde. Und neben den 13 großen Begabtenförderungswerken gibt es hunderte kleinere Stiftungen und Institutionen, die bei der Finanzierung von Studium, Auslandsaufenthalten, Reisen oder Forschung helfen.

2.2 „Für ein Stipendium muss man vorgeschlagen werden."

Das war einmal. Auf die meisten Stipendien bewerben sich AbiturientInnen und StudentInnen heute selbst. Selbst die Studienstiftung des deutschen Volkes, bekannt dafür, dass sie ausschließlich auf Empfehlung erreichbar war, erlaubt seit Kurzem die Selbstbewerbung.

2.3 „Außer guten Noten muss man bestimmt auch noch Schülersprecher gewesen sein und bei 'Jugend musiziert' gewonnen haben."

Tatsächlich legen vor allem die Begabtenförderungswerke großen Wert darauf, dass ihr Stipendiaten nicht nur eine 1,0 im Abi aufzuweisen haben, sondern sich durch gesellschaftliche Engagement für die Belange anderer Menschen und die Gemeinschaft einsetzen. Wie dieses Engagement jedoch aussehen muss, ist nicht vorgegeben. So zählt z. B. auch der Einsatz als Jugendgruppenleiter in der Kirchengemeinde, als Sporttrainer im Sportverein oder auch ein besonderer Einsatz in der eigenen Familie. Wichtig ist nur, dass die potenziellen Stipendiaten Initiative zeigen und dabei helfen die Gesellschaft positiv zu gestalten.

2.4 „Ich bin nicht in einer Kirche oder einer Partei."

Auch wenn einige der Förderungswerke Parteien oder Kirchen nahestehen (SPD, CDU, CSU, FDP, Grüne und Linke sind mit ihren parteinahen Stiftung am deutschen Stipendiensystem beteiligt, ebenso das Evangelische Studienwerk Villigst, das katholische Cusanuswerk, das Ernst-Ludwig-Ehrlich-Studienwerk für jüdische Studierende und als jüngste Gründung das Avicenna-Studienwerk zur Begabtenförderung von Muslimen), so gibt es dennoch auch politisch und konfessionell unabhängige Stiftungen (z. B. die Studienstiftung des deutschen Volkes; die Stiftung der Deutschen Wirtschaft oder die gewerkschaftsnahe Hans-Böckler-Stiftung).

2.5 „Meine Eltern verdienen zu viel."

Das wird sich tatsächlich auf die Höhe des Grundstipendiums auswirken, denn viele Stipendien richten sich an Bedürftige und die Höhe der Zuwendung hängt meist vom Gehalt der Eltern ab. Allerdings kann das Stipendium auch viele andere Vorteile haben (siehe Vorteile in Kapitel 1. Einführung). Darüber hinaus bieten manche Stiftungen 300 € Büchergeld. Manche gewähren zinslose Darlehen, wieder andere Stiftungen fördern bestimmte Berufsgruppen oder Regionen unabhängig von den Eltern.

2.6 „Meine Eltern sind keine Akademiker, deswegen habe ich keine Chance.“

Auch das war einmal. Seit einigen Jahren wollen die Stiftungen die soziale Mischung ihrer Stipendiaten verstärken. Interessierten, die als erste aus ihrer Familie studieren können sich Beratung und Hilfe bei der Initiative „Arbeiterkind.de“ holen.

2.7 „Die Bewerbung für das Stipendium ist zu aufwendig."

Ja, gerade bei den großen Förderungswerken kämpft man gegen starke Konkurrenz und muss dementsprechend viel Mühe in das Bewerbungsverfahren stecken (Zeugnisse, Motivationsschreiben, Referenzen einreichen; das Assessment-Center mit Bewerbungsgesprächen und Gruppendiskussionen bestehen). Aber an dieser Stelle sollte sich jeder Fragen, ob sich diese Mühe nicht lohnt -> vielleicht hilft dann ein Blick auf die Vorteile nochmal…

2.8 „Ich wurde abgelehnt, jetzt kann ich´s lassen.“

Nein, das einzige Problem an einer Absage ist erst einmal das frustrierende Gefühl. Aber viele Stiftungen lassen erneute Bewerbungen zu und darüber hinaus kann man sich auch bei mehreren Stiftungen bewerben. Achtung: In jeder Bewerbung sollte (ebenso wie bei Jobbewerbungen) deutlich werden, warum es genau dieses Stipendium werden soll. Also auf keinen Fall die gleiche Bewerbung an verschiedene Förderungswerke schicken.

3. Wie finde ich das richtige Stipendium?

Bei vier Millionen Treffern kommt man mit Googlen leider nicht weiter. Mehr Erfolg verspricht die gezielte Recherche in speziellen Datenbanken oder/und mit Hilfe der richtigen Ansprechpartner (an unserer Schule derzeit: Frau Clemens). Wer sich sinnvoll und vor allem erfolgreich bewerben will, muss Zeit investieren. Das geht bei der Recherche nach dem richtigen Stipendium los. Es ist am sinnvollsten sich mit sehr sorgfältig zusammengestellten Bewerbungsunterlagen bei zwei oder drei Stiftungen zu bewerben, deren Anforderungen man entspricht.

Schritt 1: Überblick verschaffen

Um sich einen Überblick zu verschaffen darf man auch erst einmal ein paar Minuten Googlen: dazu die Suche aber unbedingt einschränken (Nicht nur: „Stipendium“; Besser: z. B.  „Stipendium Auslandssemester“, „Begabtenförderung“ oder „Stipendium Medizin“)

Schritt 2: sich mit grundlegenden Informationen über Stipendien versorgen

Grundlegende Informationen bekommt man z. B. auf verschiedenen Internetseiten. Schlagworte, wie „rund um das Stipendium“, „Informationen über Stipendien“, Ablauf Bewerbung für ein Stipendium“ oder „Wissenswertes über Stipendien“ helfen die allgemeinen Informationsseiten zu finden.Darüber hinaus haben wir am Landrat-Lucas-Gymnasium eine Lehrerin, Frau Jana Clemens, die sich als ehemalige Stipendiatin besonders in die Thematik eingearbeitet hat, um unseren SchülerInnen als Mentorin zur Seite stehen zu können. Bei Fragen rund um Stipendien (z. B. Suche nach dem passenden Stipendium, Bewerbungsunterlagen, Gutachten, Ablauf der Auswahlverfahren der Stiftungen etc.) könnt ihr euch jederzeit an sie wenden.

Schritt 3: mittels verschiedener Kriterien gezielt nach passenden Stipendien suchen

Es ist zu bedenken, dass nicht jedes Stipendium auch zu jedem passt. So erwarten beispielsweise die religiös gebundenen Stiftungen eine Zugehörigkeit zur jeweiligen Glaubensrichtung… Ein Jungpolitiker der Jungen Union kann mit den Förderangeboten der Linken-nahen Rosa-Luxemburg-Stiftung vermutlich nicht ganz so viel anfangen und ein Bewerber für ein Stipendium bei der Hans-Böckler-Stiftung sollte sich mit Gewerkschaftsfragen zumindest schon mal gedanklich auseinandergesetzt haben…

Schritt 4: Anlaufstellen zur Beratung nutzen

· Anlaufstelle unserer Schule: Frau Heckers

· Beratung bei Arbeiterkind.de: Die Initiative Arbeiterkind.de für junge Leute, die als erste in ihrer Familie studieren, bietet auf ihrer Website Infos über Stipendien und Tipps für die Bewerbung. Wer sich unsicher ist, kann sich außerdem von den Mentoren der Initiative beraten lassen.

· Weitere Anlaufstellen gibt es an den Hochschulen selbst, von denen viele mittlerweile Stipendienreferate unterhalten, die nicht nur die Vergabe hochschuleigener Stipendien organisieren, sondern auch zu weiteren Fördermöglichkeiten beraten. Für Studentinnen kann auch die Frauenbeauftragte der Hochschule eine hilfreiche Ansprechpartnerin sein, die über spezielle Angebote zur Frauenförderung Bescheid weiß.

· Außerhalb der Uni können unter Umständen die Stadtverwaltung, Gewerkschaften, Fach- oder Berufsverbände oder die Industrie- und Handelskammern weiterhelfen.

4. Die Bewerbung

Die Bewerbung beinhaltet in aller Regel…

· … ein Motivationsschreiben

· … ein Gutachten/ Empfehlungsschreiben

· … einen tabellarischen Lebenslauf

· … Nachweise in Kopie (Zeugnisse, Ehrenamtliches, besondere Auszeichnungen)

 

4.1 Das Motivationsschreiben

· Das Motivationsschreiben ist vielleicht der schwierigste Part der Stipendienbewerbung: Du hast kaum Erfahrung damit, weißt nicht so recht, was erwartet wird, und sitzt ohne Vorbereitung ziemlich ratlos vor dem Bildschirm. Wenn du ein Motivationsschreiben aufsetzt, solltest du dir vorher nicht nur Gedanken über die jeweilige Stiftung, ihr Leitbild und Programm gemacht haben, sondern auch über dich selbst, denn das Motivationsschreiben ist der große Bruder/ die große Schwester des Bewerbungsanschreibens und somit die Basis, auf der die Stiftungen über die Vergabe von Stipendien entscheiden.

· Warum will ich ein Stipendium? Warum von dieser Stiftung? Und warum sollte diese Stiftung gerade mich fördern? Diese Fragen sollte dein Motivationsschreiben in der Stipendienbewerbung beantworten. Im Kern ist es dem Anschreiben bei einer Jobbewerbung nicht unähnlich: Du stellst dich und deine besonderen Fähigkeiten vor und setzt sie in Relation zu den Erwartungen des Adressaten. Es muss eine Übereinstimmung geben zwischen der Stiftung und dir selbst.

· Allerdings ist ein Motivationsschreiben weitaus persönlicher als ein Bewerbungsschreiben, denn es geht stärker in die Tiefe und führt auf ein bis zwei Seiten aus, was das Bewerbungsanschreiben nur anreißt. Es ist die Basis aller weiteren Unterlagen, weil du hier erklärst, warum du dich überhaupt bewirbst, warum du dir die Mühe eines wochen- oder monatelangen Zusammenstellens von Zeugnissen, Formularen und Lebensläufen überhaupt machst. Dass Motivation vorhanden ist, zeigt diese Mühe bereits - du musst sie jetzt nur noch in Worte fassen.

Grundregeln

Jedes Motivationsschreiben ist anders und das muss es auch sein – deswegen gibt es kein Muster… Es gibt aber einige Grundregeln, an denen du dich orientieren kannst:

· Warum will ich ein Stipendium? Hier geht es um deine Motivation: Was erhoffst du dir, wozu bewirbst du dich? Natürlich ist Geld ein Faktor, aber im Motivationsschreiben hat dieser Beweggrund nichts zu suchen. Du musst dir vielmehr darüber klar werden, inwieweit du von der ideellen Förderung profitieren kannst. Und du solltest davon nicht nur die Stiftung überzeugen, sondern auch selbst davon überzeugt sein - denn Seminare, Sprachkurse, Stipendiaten- und Alumni-Netzwerke sind nicht nur persönlich, sondern auch beruflich einiges wert. Das führt zur nächsten Frage ...

· Warum will ich ein Stipendium von dieser Stiftung? Konkretere Gründe als ein allgemeines Lob des Seminarangebots sollte das Motivationsschreiben schon enthalten. Viele Stiftungen stellen ihr Programm ins Internet - hier findest du Informationen, die sich in Bezug setzen lassen, zu bisherigen Studieninhalten oder Praxiserfahrungen - oder auch zu deinen künftigen Zielen. Im besten Fall hast du so gut recherchiert, dass du diese Stiftung wegen ihrer zu deinem eigenen Profil passenden Angebote in die engere Auswahl einbezogen hast.

Über die ideelle Förderung hinaus sollte das Motivationsschreiben auch zeigen, dass du dich mit der Arbeit der Stiftung und ihren Werten auseinandergesetzt hast. Das heißt nicht, dass im Motivationsschreiben Absätze lang Geschichte und Leitbild heruntergebetet werden sollen, sondern dass du die Aspekte herausgreifst, die sich mit deinen eigenen Vorstellungen überschneiden. Beispiel: Die Heinrich-Böll-Stiftung etwa hat ein besonderes Augenmerk auf Integration. In diesem Zusammenhang lässt sich gut im Motivationsschreiben erwähnen, wenn du seit einiger Zeit Vorlesepate für türkische Kindergartenkinder bist. Das führt zur nächsten Frage ...

· Warum sollte diese Stiftung gerade mich fördern? Im Motivationsschreiben greifst du einige Punkte aus deinem Lebenslauf heraus, die dich besonders für ein Stipendium qualifizieren und die dich vor anderen auszeichnen. Du erklärst, was die Stiftung davon hat, dich zu fördern, inwieweit deine und ihre Ziele übereinstimmen. Du kannst also auf deine durchgängig guten Schulleistungen verweisen, auf das Wissen und die Erfahrungen, die du während Praktika bereits gesammelt hast und inwiefern sie zu den Leitlinien der Stiftung passen. Du kannst dein soziales Engagement anführen und erklären, wie und warum du dies - vielleicht mit Hilfe des Stipendiums - fortsetzen oder intensivieren willst. Du kannst Ziele für Studium und Karriere erläutern, die du erreichen willst, und was diese mit der Stiftung zu tun haben.

Diese Fragestellungen sind nicht klar voneinander zu trennen und entsprechen nicht exakt drei Absätzen des ein- bis maximal zweiseitigen Motivationsschreibens; sie bilden aber das Gerüst, das mit Persönlichem unterfüttert wird. Damit ein Motivationsschreiben gut und glaubwürdig wird, musst du tatsächlich in dich gehen und das, was du dort findest, auf dem Papier zusammensetzen. Vor allem mit Blick auf persönliche Gespräche und Auswahlverfahren ist es besser, authentisch zu bleiben als Details aufzublasen. Auch das Rechtschreibprogramm noch einmal darüber laufen zu lassen und eine Person nochmal Korrektur lesen zu lassen ist dringend empfohlen.

Form des Motivationsschreibens

· Eine (maximal zwei) Seite(n)

· Mit Absender, Adressaten, Ortsangabe, Datum, Betreffzeile und Unterschrift (die Angaben zu Absender und Adressaten sollten alle relevanten Daten umfassen - Namen, Anschrift, Telefon-/Fax- /Mobilfunknummer, Emailadresse)

· Schrifttypen „Times New Roman in Schriftgröße 12“ oder „Arial in Schriftgröße 11“

(Achtung: verwende in der gesamten Bewerbung den gleichen Schrifttyp/ die gleiche Schriftgröße)

· Keine bunten Grafiken, Fotos, Knicke oder Flecken!

· Abschlussformel: „Mit freundlichen Grüßen + Unterschrift

 

4.2 Das Gutachten/ Empfehlungsschreiben

· Beim Empfehlungsschreiben ist der potenzielle Stipendiat zwar auf seinen Lehrer oder Professor angewiesen. Aber den eigenen Einfluss sollte er nicht unterschätzen

· Gutachter: wähle jemanden, der dich gut kennt und dem du das Gutachten zutraust. …Ein gutes Gutachten bekommt ein Bewerber dann, wenn ihn der Gutachter in dreifacher Hinsicht als besonders förderungswürdig einstuft - bei den Leistungen, beim Engagement und im Hinblick auf seine Persönlichkeit. Schüler wählen den Lehrer, bei dem sie nicht nur gute Noten haben, sondern der sie vielleicht schon aus AGs kennt. Auch wenn in den Anforderungen der Stiftungen häufig vom Klassenlehrer die Rede ist, kann dies meist auch ein anderer Lehrer sein, wenn er mit den Leistungen und der Entwicklung des Bewerbers entsprechend vertraut ist.

· So oder so wird es für den Gutachter hilfreich sein, wenn der Bewerber ihm einen Lebenslauf und eventuell Zeugnisse, an denen er sich orientieren kann. Er sollte über bisherige Leistungen, auch über interessante Projekte, über Zusatzqualifikationen wie Auslandsaufenthalte oder Praktika, Bescheid wissen und sie auch erwähnen. Auch Infos zur jeweiligen Stiftung - gerade bei weniger bekannten Organisationen - erleichtern seine Arbeit.

· Wenn es nicht um die allgemeine Studienförderung geht, sondern um ein Stipendium für einen bestimmten Zweck wie z. B. ein Auslandsaufenthalt, dann sollte im Gutachten insbesondere darauf und die Eignung des Bewerbers eingegangen werden. Es schadet also nicht, dem Gutachter im Zweifelsfall noch einmal persönlich zu erklären, was man an der australischen Uni außer Surfen vorhat.

4.3 Der tabellarische Lebenslauf

Vieles, was im Lebenslauf einer Job-Bewerbung nichts zu suchen hat, kann für eine Stipendien-Bewerbung entscheidend sein. Und auch die Ansprüche den einzelnen Stiftungen an einen Lebenslauf unterscheiden sich... Es gilt aber insgesamt zu beachten, dass die Stiftungen den ganzen Menschen und nicht nur seine Qualifikationen kennenlernen möchten. Natürlich müssen auch hier die persönlichen Daten, die Schul- und Hochschullaufbahn, Wehr- und Freiwilligendienst oder Praktika aufgeführt werden. Aber was potenzielle Arbeitgeber im Vergleich vielleicht weniger interessiert, gehört hier ebenfalls dazu: Hobbys, Mitgliedschaften, Interessen, Ehrenämter, das Musizieren in einer Band, sportliche Aktivitäten im Verein, Reisen oder Projekte, an denen man teilgenommen hat. Ein Lebenslauf für eine Stiftung ist persönlicher und damit auch detaillierter. Hier können, gerade bei Schülern auch die Astronomie-AG oder die Interrail-Tour durch Italien und Frankreich aufgeführt werden, sofern man im Vorstellungsgespräch nicht nur von Stränden und Feiern, sondern auch von der Kultur der jeweiligen Länder erzählen kann. Auf jeden Fall erwähnt werden sollten die Teilnahme an Wettbewerben wie "Jugend forscht", sonstige Auszeichnungen oder soziales Engagement - dazu gehören auch die Nachhilfe für jüngere Schüler oder die Mitgliedschaft bei der Freiwilligen Feuerwehr.

5. Das Bewerbungs-/ Auswahlverfahren

Nach der schriftlichen Bewerbung für ein Stipendium müssen die Kandidaten die stressigen Auswahlverfahren der Stiftungen überstehen. Belohnt werden sie bei Erfolg mit renommierten Förderprogrammen… Wie es genau nach dem Eingang der Bewerbung bei der jeweiligen Stiftung weitergeht, handhaben die Stiftungen ganz unterschiedlich. Bei kleineren Stipendiengebern ist es oft mit einem einstufigen Auswahlverfahren getan: Auf Basis der Bewerbungsunterlagen wird gemäß der jeweiligen Förderkriterien entschieden, welcher Bewerber den Zuschlag erhält. Aber insbesondere in der Begabtenförderung dient die schriftliche Bewerbung nur einer Vorauswahl. Die Bewerber, die mit ihrer Bewerbung überzeugen konnten, kommen in die zweite Runde eines breiter angelegten Auswahlverfahrens. Hier wollen die Vertreter der Stiftung die Kandidaten in der Regel persönlich kennen lernen. Je nach Organisation erwarten sie ein oder mehrere Vorstellungsgespräche mit Vertrauensdozenten, ehemaligen Stipendiaten oder Mitarbeitern der Stiftung. Bei anderen Stiftungen werden die Bewerber zu Prüfungen vor Ort gebeten, wo Klausuren oder Essays geschrieben werden und Gespräche mit einem Stiftungsvertreter oder einer Kommission anstehen. Wieder andere laden zu Auswahlwochenenden mit Präsentationen, Diskussionsrunden, Aufsätzen und persönlichen Gesprächen ein. Was einen beim Auswahlverfahren erwartet, erfährt man in der Regel auf den jeweiligen Websites der Stiftungen.

Weil die Anforderungen so unterschiedlich sind, solltest du dich individuell vorbereiten. In jedem Fall ist es hilfreich, Motivationsschreiben und Lebenslauf vorher noch einmal gründlich durchzulesen und die Stationen des eigenen Werdegangs zu reflektieren: Warum habe ich erst ein Freiwilliges Soziales Jahr gemacht, anstatt gleich zu studieren? Warum habe ich aufgehört, die Jugendgruppe zu leiten? Außerdem solltest du dir mögliche Nachfragen und passende Antworten überlegen - besonders, wenn Brüche oder Defizite offenkundig werden. Auch über Pläne und Ziele für dein Studium und die Zeit danach musst du dir spätestens jetzt Gedanken machen. Weil die Stiftungen erwarten, dass du als potenzielle/r Stipendiat/in ein solides Allgemeinwissen mitbringst und dich - im persönlichen Gespräch und in Diskussionen - zu aktuellen politischen oder gesellschaftlichen Themen äußern kannst. Das bedeutet, du solltest in den Wochen vorher intensiv Zeitung und (Fach-)Zeitschriften lesen, TV-Nachrichten und politische Magazine schauen…

Oft wollen die Förderwerke aber einen Eindruck gewinnen, ob der Bewerber für seine guten Noten viel auswendig lernt oder sich wirklich souverän in der Materie zurechtfindet. Hier kann es helfen, sich bei Lücken noch einmal in Grundlegendes einzulesen, von denen du dann inhaltlich ausführlicher berichten kannst. Auch auf Fragen nach der Arbeit und Geschichte der Stiftung und der Motivation für die Bewerbung solltest du vorbereitet sein. Stipendiengeber wollen wissen, ob du dem entsprichst, was du ihnen in den Bewerbungsunterlagen versprochen hast - tricksen funktioniert also meist nicht.