Was wollen die konkret? - Die Parteien stellten sich der Diskussion
Interview mit den Moderatoren Melis und Marvin
llg-online: Wie seid ihr an den Job der Moderatoren herangekommen?
Meils: Unsere Sowi-Lehrerin, Frau Flock, suchte für die Organisation der Podiumsdiskussion Schüler, damit auch die sich engagieren, so dass auch deren Fragen und deren Interessen zur Sprache kommen könnten. Da habe ich mich gemeldet.
Marvin: Ja, so ähnlich war das auch bei mir. Frau Flock hat mich angesprochen und da habe ich spontan zugesagt.
llg-online: Wie habt Ihr Euch vorbereitet?
Marvin: Wir hatten relativ wenig Zeit, nur etwa zwei Wochen für die Vorbereitung. Zuerst hat jeder für sich recherchiert und wir haben auch Material von unserer Lehrerin bekommen, damit wir uns in die Grundthemen der Lokalpolitik einarbeiten können. Dann haben wir in einer größeren Vorbereitungsgruppe unsere Rechercheergebnisse ausgetauscht und dann Fragen formuliert.
Meils: Wir hatten zudem noch Hilfe von Herrn Schwarz, der uns geholfen hat, die Fragen richtig zu formulieren, so dass es auch zu einer richtigen Diskussion kommt. Die Fragen müssen so aufgebaut sein, dass die Politiker konkret antworten müssen.
Die Fragen sollten auch provokant sein, damit es den Politikern nicht so leicht fällt zu antworten.
llg-online: Fällt euch ein Beispiel ein.
Meils: Zum Beispiel im Bereich Soziales und Bildung. Da stellt sich zum Beispiel die Frage über die Entscheidung zwischen Gesamtschulen und Sekundarschulen. Die Leute, die die Sekundarschule wollten, sprechen sich automatisch gegen die Gesamtschule aus. Das musste man wissen und konnte das dann ausnutzen.
Marvin: Zu diesem Thema gab es auch schon auf kommunaler Ebene vorher eine hitzige Diskussion, so dass man wusste, dass eine Diskussion zustande kommen würde.
llg-online: Die hattet ihr vorher schon verfolgt?
Meils: Ja, wir haben uns die großen Tageszeitungen angeschaut. Und auf den Internetseiten der Zeitungen konnte man eine ganze Menge finden.
Marvin: Wir haben auch im Online-Archiv der Zeitungen die Parteiprogramme abrufen können und haben uns die näher angeschaut.
llg-online: Wie war die konkrete Podiums-Situation für Euch?
Marvin: Man war natürlich aufgeregt. Aber dann hat man sich auch schnell auf die Diskussion konzentrieren müssen. Insgesamt hat mir das gut gefallen. Es war ja das erste Mal, dass wir so etwas gemacht haben. Nicht ganz einfach war die technische Situation mit den Mikrophonen, das müsste man beim nächsten Mal noch verbessern.
Meils: Es war eine völlig neue Erfahrung, dass man da stand und spontan auf die Antworten reagieren musste und Anschlussfragen entwickeln musste.
llg-online: Wie fandet ihr die Politiker im persönlichen Kontakt und im Auftreten auf dem Podium?
Marvin: Ich fand es einfach mal ganz interessant zu sehen, wie solch ein talkshowähnliches Format für Schüler aufbereitet werden kann. Die Kandidaten fand ich persönlich ganz sympathisch. Manche waren aber in der Diskussion nicht so überzeugend. Manchen ist es gelungen, sich auf die Schüler einzustellen und diese direkt anzusprechen.
Meils: Man hat aber auch gemerkt, wie die Parteien versucht haben, die Schüler z.T. mit leeren Argumenten zu gewinnen. Zum Beispiel, als dazu aufgerufen wurde, wählen zu gehen: „Ihr seid wichtig, auf euch kommt es an.“ Das ist ja viel zu allgemein.
Marvin: Rhetorik spielt natürlich eine unglaublich große Rolle. Man hat gemerkt, dass da erfahrene Politiker saßen. Darauf hatte man uns auch vorbereitet. Dass zum Beispiel teilweise mit vielen Worten sehr unkonkret geantwortet wurde und dann wurde teilweise den Schülern der Vorwurf gemacht, die hätten sich nicht gut genug vorbereitet. Da hätte man dann z.T, auch noch viel mehr nachfragen müssen und das auch entkräften können, aber das klappte dann nicht mehr so recht.
llg-online: Seid ihr Zwei denn uneingeschränkt der Ansicht, dass Wählen sinnvoll ist?
Marvin: Ja auf jeden Fall.
Meils: Eindeutig.
Marvin: Das Wählen wird immer schwerer. Es gibt dann ja auch welche, die zu extremistischen Parteien neigen und deshalb sollte man sich so früh wie möglich mit den Parteien und ihrer Politik auseinandersetzen, auch damit man solchen Parteien wie Pro NRW kein Forum bietet. Wenn man sich nämlich intensiver mit den Parteiprogrammen beschäftigt, merkt man, dass die Programme der rechten Parteien kein Hand und Fuß haben.
Meils: Viele wählen nur die großen Parteien, obwohl sie gar keine Ahnung haben, welche Politik genauer dahinter steckt, wofür sie sich einsetzen und was sie verändern möchten. Als wir hier in Opladen eine Umfrage gemacht haben, welche Parteien hier vertreten sind und für was diese sich einsetzen, da hatten viele überhaupt keine Ahnung. Die gehen ja dann wahrscheinlich auch gar nicht wählen. Deshalb sollte man sich einfach informieren und wählen gehen.
llg-online: Manche sagten, es wäre besser gewesen, wenn man auch Parteien wie Pro NRW eingeladen hätte.
Meils: Ich fand schade, dass die nicht dabei waren. Auf der einen Seite könnte es natürlich sein, dass die Schüler sich beeinflussen lassen, auf der anderen Seite könnte man vielleicht gerade da ansetzen und die anderen Politiker reizen, die Vertreter von z.B. Pro NRW und deren Argumente zu entkräften.
Marvin: Man hätte den Schüler vielleicht in der Diskussion zeigen können, dass deren Programm einfach Schwachsinn ist. Es handelt sich bei diesen Parteien auch um Politiker, die rhetorisch geschickt sind und denen es unter Umständen gelungen wäre, die Schüler in der Diskussion zu beeinflussen.
Meils: Aber vielleicht fühlt sich ja auch jemand von den Schülern konkret bedroht und angegriffen durch bestimmt politische Parolen, die muss man auch schützen.
llg-online: Hat die Teilnahme auf dem Podium als Moderatoren euch Spaß gemacht, so dass ihr u.U. überlegt, so etwas auch später mal zu machen und politisch aktiv zu werden?
Meils: Ja, ich kann mir das schon vorstellen. Man fühlt sich schon gut dabei, wenn man etwas macht, was andere vorantreibt.
Marvin: Ich habe eher den Eindruck, dass Politik insgesamt eher eine Farce ist. In der Politik aktiv zu sein, ist meiner Meinung nach der falsche Weg, um Dinge zu verändern. Die Moderation selber war aber eine tolle Erfahrung und hat unglaublichen Spaß gemacht.