Pilgern liegt im Trend
Pilgerstätten gibt es auf der ganzen Welt. Ob Mekka, Jerusalem, Santiago de Compostela oder einfach nur Köln, gepilgert wird überall hin. Die Ausstellung im Rautenstrauch-Joest-Museum in Köln bot uns einige spannende Einblicke in das Pilgern zu verschiedenen Städten der Erde.
Angefangen beim Kölner Dom, erfährt man hier beispielsweise, dass Köln das zweite Betlehem der Erde ist. (-wer hätte das gedacht?) Dies hängt mit den Heiligen drei Königen zusammen, dessen Relikte sich laut einer Legende im Kölner Dom befinden sollen.
Vom Kölner Dom pilgerten wir in dieser Ausstellung direkt weiter nach Santiago de Compostela, eine weitere sehr schöne Pilgerstätte, aber nach der Veröffentlichung von Hape Kerkelings Buch „Ich bin dann mal weg“ ist sie total überlaufen.
Kaiserin Helena aus Griechenland war im 4. Jahrhundert die Trendsetterin. Sie pilgerte nach Jerusalem, weil sie die Stadt, in der Jesus gelebt hatte, sehen wollte. Der Mythos, sie habe bei Grabungen Reste des Kreuzes Christi sowie den Ort des Heiligen Grabes gefunden, zog viele weitere Pilger und Pilgerinnen (!) magisch an.
Im Mittelalter war eine Pilgerreise meistens, aber nicht nur religiös motiviert. Sie war für die Armen auch eine Chance, den Regeln der Ständegesellschaft für eine Zeit lang zu entkommen.
Besonders der Weg nach Santiago de Compostela war beliebt. Die Straßen dorthin waren schlechter ausgebaut - und somit mit mehr Selbstgeißelung verbunden als der Weg nach Rom zu den Gräbern von Paulus und Petrus. Die "Pilgerhauptstadt" Jerusalem war von den Arabern besetzt. Deshalb entstanden vor allem auf dem Weg nach Santiago viele Klöster und Kirchen. Das Wort "Pilger" bedeutet Gast oder Fremder und die Klöster waren verpflichtet diese aufzunehmen. Pilgern wurde für die Orte an der Strecke so auch zu einem Wirtschaftsfaktor. Im Spätmittelalter nahmen sogar weltliche Gerichte das Pilgern in ihren Strafenkatalog auf. Unter Umständen konnte eine Strafpilgerreise nach Santiago die Todesstrafe verhindern.
Heute pilgern die Meisten freiwillig und für sich selber den Jakobsweg. Seelenheil, Dankbarkeit, Gelübde und Buße treten in den Hintergrund. Hatten die Menschen früher oft kein anderes Fortbewegungsmittel als die eigenen Füße, sitzt der moderne Mensch viel im Auto. Deshalb ist eine Pilgerreise zu Fuß eine neue Erfahrung mit seinem Durchhaltevermögen und der Natur.
Moderne Pilger wollen zu sich selbst kommen und nicht unbedingt bis Jerusalem.
[Ella Pausch - Q2]
Ruhiger ist es dafür in Peru, obwohl die Pilger hier zu ihrem Ziel (Sinakara) tanzen. Gekennzeichnet sind die verschiedenen Pilger durch ihre „merkwürdigen“ Kostüme, basierend auf ihrem Heimatdorf.
Merkwürdig erscheint uns auch das Pilgern auf dem Fließband, was in Mexiko City, aufgrund der Menschenmassen, praktiziert wird.
Zeitraubend wird die „Pilgerei“ in Japan, wo man insgesamt 88 Tempel besuchen muss, um das Pilgern als „erfolgreich“ ansehen zu können.
Wie man sieht, sind die meisten Pilgerstätten sehr weit weg. Es ist dennoch nicht unbedingt notwendig, eine dieser Pilgerstätten zu besuchen, um „erfolgreich“ zu pilgern. Auch das Pilgern ins Fußballstadion oder zu einem Konzert bzw. Festival ist möglich.
Insgesamt hat uns die Ausstellung des Museums sehr gut gefallen, da man neben der Führung auch alle Stationen frei begutachten und viel ausprobieren konnte und man so einiges über das Pilgern und generell über die verschiedenen Kulturen der Welt lernt.
[Pierre und Sophie - Q2]
