Mittendrin statt nur dabei- Gewaltpräventionsprojekt am LLG

Am Mittwoch, dem 28. Januar 2015, fand, wie schon in den vorherigen Jahren, das Gewaltpräventionsprojekt am LLG in der hinteren Hälfte der C- Halle statt, die sich ab 8:30 Uhr zunehmend mit Schülerinnen und Schülern der Stufe 7 füllte. Der Aufbau der Bühne für das Theaterstück „Tatverdächtige“ lässt sich dabei folgendermaßen erklären. Die Schülerinnen und Schüler nahmen auf zahlreichen Matten Platz, welche von fünf Tischen umgeben waren. Auf diesen Tischen verteilten sich die fünf Schauspieler unter Leitung ihres Regisseurs Simon Steimel, sodass die Zuschauer mittendrin, statt nur dabei waren.
Das Team des Projektes besteht aus dem Regisseur Simon Steimel und fünf Schauspielern. Das Gewaltpräventionsprojekt „Stark im Konflikt“, welches unter anderem für weiterführende Schulen angeboten wird, beinhaltet nicht nur Schülertrainings, die meistens in der Klasse 7 durchgeführt werden, sondern auch Lehrer- und Elterntrainings, da in Punkto Gewalt und Gewaltprävention diese Gruppen auch eine entscheidende Rolle spielen.
Ohne Ankündigung wurden die Schüler direkt ins Geschehen hineingeworfen und wurden auf diese Weise sofort mit der Thematik Gewalt konfrontiert. So nahmen die Schauspieler während des Theaterstücks verschiedene Rollen ein, in denen verschiedene Konflikte und Problemsituationen des Jugendalters deutlich wurden. Da sie die Texte der verschiedenen Rollen jeweils selber verfasst hatten, konnten sich nicht nur die Akteure besser damit identifizieren, sondern auch den Schülern konnten die Inhalte glaubhafter und authentischer vermittelt werden.
Typische Beispiele für Problemsituationen im Jugendalter, die während des Stücks thematisiert wurden, sind Konflikte zwischen Schülern und Lehrern, zwischen Schülern und ihren Eltern, zwischen Eltern und Lehrern und zwischen Schülern untereinander. So geht es in vielen der dargestellten Situationen um den Schüler Ronny, der zum Beispiel in einem der Fälle einen anderen Schüler krankenhausreif geschlagen hat. Ein Konflikt zwischen Schülern, der gewaltvoll endete, wurde auf diese Weise deutlich. Die Lehrerin ruft bei Ronnys Eltern an, wobei der nächste Konflikt entsteht, der Konflikt zwischen Lehrerin und Eltern. In diesem Fall wird deutlich, dass sich der Vater von Ronny nicht für die Probleme seines Sohnes interessiert und deshalb die Schuld auf die Lehrerin schiebt, anstatt seinem Sohn klar zu machen, dass Gewalt in Konfliktsituationen keine Lösung ist. Der Konflikt zwischen Schüler und Eltern wird also nicht ausgetragen. Gerade in diesem Beispiel wird deutlich, dass es immer mehrere Seiten gibt, die zu einem Konflikt beitragen.

Durch die Darstellung typischer Alltagssituationen wie dieser hatten alle Beteiligten, Schüler, Eltern und Lehrer, die Möglichkeit, sich in den Verhaltensweisen wiederzufinden, bzw. über ihr eigenes Verhalten in solchen Situationen zu reflektieren. Natürlich wurden in diesem Theaterstück speziell die Schülerinnen und Schüler der Stufe 7 angesprochen, da jeder der Zuschauer, umzingelt von den Akteuren, die Möglichkeit bekam, sich mit bestimmten Situationen zu identifizieren und vielleicht auch sein eigenes Verhalten diesbezüglich anfing zu hinterfragen. Dies wurde dadurch möglich, dass eben nicht nur Konflikte zwischen Schülern aufgezeigt wurden, sondern Auseinandersetzungen mit Eltern und Lehrern ebenso berücksichtigt wurden. Auf diese Weise wurde es den Schülerinnen und Schülern nämlich möglich gemacht, nicht nur ihre eigene Perspektive, sondern auch die Perspektiven von Eltern und Lehrern nachzuvollziehen. Schließlich sind alle auf gleiche Weise dafür verantwortlich, wie sich ein Konflikt entwickelt bzw. wie er gelöst wird. Gleichzeitig zeigt sich, dass man ein Bewusstsein dafür entwickeln muss, was Gewalt für Auswirkungen hat bzw. welche Konsequenzen sie nach sich ziehen kann und dass man sich dementsprechend über sein eigenes Verhalten in Problemsituationen genau bewusst sein muss, um sie zu verhindern.
[Jonathan Mümken, Schüler-Onlineredaktion]