Gedenkfeier zum 9. November
Erinnern heißt Verantwortung übernehmen
Am 10. November beteiligte sich unser Leistungskurs neben vielen anderen am städtischen Gedenken am Platz der Synagoge, um an die Opfer des Nationalsozialismus zu erinnern.
„Wir möchten im Gedenken an den 9. November über ein Stück in Vergessenheit geratene jüdische Kultur in Leverkusen sprechen, und zwar den jüdischen Friedhof“, hieß es in unserer Rede. Der Ort, von dem wir sprachen, liegt in der Robert-Blum-Straße verborgen hinter einem Tor, zuletzt noch umwuchert von Gras. Nur zwei kleine goldene Davidsterne am Eingang weisen darauf hin, dass hier einst ein wichtiger Ort jüdischen Lebens in Leverkusen war.
In unserer Rede erinnerten wir auch an die mutige Tat eines Leverkusener Bürgers, der 1943 die noch erhaltenen Grabsteine vergrub und damit den Friedhof für die Nachwelt rettete. „Die Nationalsozialisten wollten die Juden nicht nur aus der Gesellschaft drängen und ermorden, sondern sie aus der Geschichte löschen. Das ist ihnen nicht gelungen.“
Nach der Gedenkveranstaltung machten wir uns gemeinsam mit Schülerinnen und Schülern der Montanus-Realschule auf den Weg zu den Stolpersteinen in der Opladener Innenstadt. Hier wurden Namen und Lebensgeschichten sichtbar. Menschen, die einst Teil unserer Stadt waren. Zwischen den goldenen Steinen blieben wir stehen, lasen Geschichten zu den dort eingravierten Namen und hielten inne. Jeder dieser kleinen Steine erzählt von einem Leben, das gewaltsam ausgelöscht wurde.
Anschließend gingen wir weiter zum jüdischen Friedhof in der Robert-Blum-Straße. Dort, zwischen bemoosten Grabsteinen, sahen wir nun das Grab von Dr. Leo Rosenthal, dem letzten Menschen, der 1939 auf diesem Friedhof bestattet wurde. „Über die Existenz eines Menschen nachzudenken, der einst hier in unserer Stadt lebte, ist herausfordernd und bewegend zugleich.“
Leo Rosenthal war Chemiker bei Bayer, Vater und Ehemann. Nach der Reichspogromnacht wurde er verhaftet und zunächst in Dachau inhaftiert. Nach einer erneuten Verhaftung heißt es im Sterberegister der Stadt Köln, er habe sich im Gefängnis Klingelpütz in Köln erhängt. Seine Frau Käthe wurde 1942 im Vernichtungslager Chelmno ermordet, ihr Sohn Werner überlebte und wanderte in die USA aus. Ihre Geschichte steht für unzählige andere, deren Spuren wir heute nur noch bruchstückhaft erkennen können.
Zum Abschluss legten wir in jüdischer Tradition kleine Steine auf die Gräber, als stilles Zeichen des Erinnerns, der Verbundenheit und des Respekts.
Das Erinnern an die Opfer der Shoa darf nie enden. Es ist unsere Aufgabe, ihre Namen, ihre Geschichten und ihr Leben im Bewusstsein zu halten, besonders an Orten, an denen sie gelebt haben. „Man würde gerne noch so viel mehr über diese gebrochenen Leben wissen, über ihre Gedanken, ihre Beweggründe, ihre Hoffnungen.“
Wir danken allen, die an diesem Tag dabei waren und gemeinsam mit uns ein Zeichen gesetzt haben:
Erinnern heißt nicht stehen bleiben. Erinnern heißt handeln.
Luca Hirsekorn (Leistungskurs Geschichte Q2)