Im Rausch der Höhe - Freestyle Physics 2015
Jener Donnerstag begann anders als gewöhnlich. Während andere schon längst im Unterricht saßen, standen wir, 7 Schüler, ein Lehrer, eine Startrampe und eine Wasserrakete, am Wiesdorfer Bahnhof und warteten auf den schon 10 Minuten verspäteten Zug, der uns zu unserem Ziel, Duisburg bringen sollte.

Als wir dann, nach einer 30 Minütigen Zugfahrt, gegen halb zehn aus dem Abteil stiegen, war zunächst unser größtes Problem, dass wir gar nicht wussten, wo wir die Straßenbahn-Station finden sollten, von der aus wir zum Gelände der Universität Duisburg-Essen fahren wollten.
Nachdem uns eine ältere Frau weiterhelfen konnte, kamen wir um zehn Uhr an dem für die Wasserraketen vorbereiteten Platz, sowie an einem Zelt für die spätere Siegerehrung, an.
Dort trafen wir auf die, mit dem Auto angereiste Mädchengruppen, ebenfalls von unserer Schule, welche ihre 2,5 Meter große Kettenreaktion bereits vollkommen aufgebaut hatten.

Zunächst schauten wir uns die anderen, auf Tischen platzierten, Raketen an, um uns schon einmal einen kleinen Überblick von unserer Konkurenz zu verschaffen, bevor wir danach die Möglichkeit wahrnahmen, etwas mehr über das Weltall und dessen Phänomene in einem einstündigen Workshop zu erfahren.
In der Mensa der Universität nahmen wir unter anderem noch eine reichliche Portion Nudeln als letzte kleine Strärkung zu uns, bevor es endlich losgehen sollte.
Als wir aufgegessen hatten, machten wir uns zurück auf den Weg zum Raketenstartgelände, wo sich für uns gleich am Anfang, als vierte Rakete, entscheiden sollte, ob sich die Arbeit der letzten drei Monate auszahlen würde.

Punkt 13 Uhr startete die erste Rakete. 1, 2, ... 10 Sekunden dauerte der Flug der mit 5 Bar vollgepumpten PET-Flasche, bis sie ganz sachte vor unseren Augen landete, während unsere Rakete und Startrampe von der Jury betrachtet und zugelassen wurde.
Drei Startpositionen waren vorgesehen, wir platzierten uns an der Mittleren. Nach dem Einschlagen der Startrampe, einer aus zwei Holzplatten und vier Holzstäben bestehenden Konstruktion, die gerade mal eine Woche alt war, befüllten wir die Rakete mit genau einem Drittel Wasser. Der Betreuer der mittleren Startposition steckte den Schlauch an das extra von uns dafür gefertigte Gartenschlauchventil und der Druck in der Flasche stieg langsam auf fünf Bar. Langsam entfernten sich alle Gruppenmitglieder und der Moderator kündigte unsere Rakete mit der Startnummer 58 an. Wie am Tag zuvor geplant, lag der Fallschirm über der Rakete und über den Stäben, welche den Flugkörper nach oben leiten sollten.
Um exakt 13:07 Uhr und 5 Sekunden, wurde das Startseil gezogen und damit das Ventil von der Rakete gelöst. Alle verfolgten, wie unsere Rakete stieg und stieg - vielleicht nicht so hoch, wie wir es geplant hatten. Nach maximal 15 Höhenmetern fiel unsere Rakete dann nämlich auch wieder!
Positiv anzumerken war allerdings, dass unser Fallschirm drei Viertel unserer Flugzeit ausgmacht hatte, wodurch unsere Rakete statt einer, vier Sekunden in der Luft „schwebte“.

Enttäuschung war nicht in unserer Gruppe zu spüren, lediglich das Gefühl, wohl irgend etwas falsch gemacht zu haben.
Wir bauten alles ab und berieten uns schon für das nächste Mal, als gerade die nächste Rakete gestartet war. Wir hörten nur noch das Staunen der Anderen, als wir wieder im Zelt waren und hatten damit leider gleichzeitig die zweitbeste Rakete verpasst.
Jedoch hatten wir die nächsten zwei Stunden noch Zeit, die anderen 150 Raketen zu bewundern, von denen tatsächlich 70% noch schlechter als unsere abschnitten.
Um 16 Uhr fand dann die Siegerehrung im daneben stehenden Zelt statt, bei welcher weder unsere Gruppe noch die Mädchengruppe mit ihrer Kettenreaktion auf dem Podium vertreten waren.

Die Siegerrakete wurde mit 300 € als Gewinnprämie gewürdigt und flog tatsächlich 35 Sekunden. Sie hatte Flügel und ihre Flugrichtung konnte per Handy bedient werden. Begeisterung war allen anzumerken.
Wir nahmen nach einer weiteren einstündigen Zugverspätung die neuen Erkenntnisse mit, vollen Mutes diese nun auch auf unsere nächste Rakete zu übertragen und machten uns gegen 18:30 Uhr auf den Heimweg. Wir dachten über das Erlebte nach. Nach und nach stieg einer nach dem anderen aus, bis nur noch Herr Kordonis, alleine gen Köln-Hauptbahnhof fuhr und der Zug dort im Sonnenuntergang verschwand.
[Florian Gans, Q1]