Emotionale Gedenkfeier gegen das Vergessen
Mit Schweigen begann die bewegende Gedenkveranstaltung in Opladen am 9. November dieses Jahres. Traditionelle Klezmer-Musik, gespielt von der Musikschule Leverkusen, erklang. Sie ist aus hebräischen Gebeten und Musik aus den Ghettos und Konzentrationslagern entstanden. Opladener Bürger sowie viele Schülerinnen und Schüler waren gekommen und senkten trauernd die Köpfe in Richtung Boden. Am Platz der ehemaligen Synagoge, die vor 83 Jahren in der Nacht auf den 10. November erst geplündert und dann vollständig niedergebrannt wurde, wurden Kränze niedergelegt und Kerzen aufgestellt.
Unter dem wolkenlosen Himmel begann die Veranstaltung, die letztes Jahr coronabedingt leider ausfallen musste, mit einer emotionalen Rede von Uwe Richrath, dem Oberbürgermeister Leverkusens. Mit Tränen in den Augen appellierte er an alle anwesenden Bürgerinnen und Bürger, unter ihnen auch viele Schülerinnen und Schüler des Landrat-Lucas Gymnasiums, die Erinnerung an dieses schreckliche Ereignis zu bewahren, „denn die Zeitzeugen werden älter und es werden immer weniger!“
Der Rabbiner Michael Kogan von der Synagogengemeinschaft Düsseldorf erhob seine Stimme zu einem jüdischen Gebetsgesang und die Menge hielt den Atem an. Die emotionale Stimmung verband alle Anwesenden und gab ihnen ein Gefühl des Zusammenhalts in der Stunde der Gedenkfeier. Nicht nur der Oberbürgermeister richtete seine Worte an die Menge, sondern auch die Schülerinnen und Schüler des Geschichtsleistungskurses des Landrat-Lucas Gymnasiums. Sie trugen Texte aus dem Briefroman „Adressat Unbekannt“ von Katherine Kressmann Taylor vor und der Blick aller senkte sich gen Boden, während sie der traurigen Geschichte zweier Brieffreunde lauschten, die sich durch den Nationalsozialismus voneinander abwandten.
Die Teilnehmer der Gedenkveranstaltung zogen anschließend weiter durch die Innenstadt, wobei Halt an den Stolpersteinen gemacht wurde, die an die in Konzentrationslager verschleppten Juden aus Opladen erinnern. Beispielsweise die Schwestern Benjamin, die 1936 ihr Geschäft in der Fußgängerzone schließen und in Köln in einer Zweizimmerwohnung mit sieben anderen Personen leben mussten, kurz bevor sie alle deportiert und ermordet wurden. Ein anderer Stolperstein erinnert an die Familie Salomon, von der nur Else Salomon den Holocaust überlebte, während ihre Familie in Vernichtungslagern ums Leben kam.
Die Gedenkfeier endete in der Jugendkirche Jule, in der Priester zur versammelten Menge sprachen, und die emotionale Stimmung erneut mit Musik untermalt wurde.
Der Tag, an dem Juden attackiert und getötet, ihre Geschäfte, Wohnungen und Synagogen zerstört wurden, wird und sollte für immer in unserem Gedächtnis und unserem Herzen bleiben, wenn wir an das unglaubliche Leid denken, das Juden von deutschen Bürgern vor 80 Jahren zugefügt wurde.
Von Dilâra Kaymakci und Louisa Ebker (Journalismuskurs Stufe 9)