Die Stolpersteine und der 27. Januar
15 Stolpersteine oder Stolpersteingruppen liegen in Leverkusen, davon 8 in der Fußgängerzone Opladen und der Kölner Straße. Sie stehen stellvertretend für 8 Schicksale von Menschen, die während der NS-Diktatur durch das Regime deportiert oder in dessen Auftrag ermordet wurden oder unter diesem litten. Namentlich handelte es sich um Peter Neuenheuser, die Familie Salomon, die Schwestern Benjamin und Albert Joseph. Alle von ihnen waren Opladener und Leverkusener, führten Läden in Opladen oder leiteten wie Peter Neuenheuser das katholische Gymnasium Aloysianum. Bis auf Peter Neuenheuser waren alle jüdischen Glaubens und wurden aufgrund ihrer Religion ermordet oder verfolgt, sodass ihr Schicksal bis heute ungeklärt ist.
Dies gilt etwa für Gertrud Josef, die zusammen mit ihrem Vater Albert 1940 über Belgien nach Frankreich floh, wo Albert Josef zwei Jahre später verhaftet und schließlich nach Majdankek deportiert wurde. Es ist nicht bekannt was mit Gertrud Josef geschah, jedoch ist wohl davon auszugehen, dass auch sie dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen. Alle vier Schwestern der Familie Benjamin ereilte ebenfalls dieses Schicksal, die fünfköpfige Familie Salomon wurde nahezu ausgelöscht, nur die Tochter Else Salomon überlebte die Zeit des Holocaust.
Peter Neuenheuser hingegen wurde aufgrund seiner Überzeugung zum Ausgestoßenen: Er verbot seinen Schülern die Teilnahme an nationalsozialistischen Kundgebungen der NSDAP, daraufhin wurde er als geistlicher Direktor das Gymnasium abgesetzt und wegen „Bedrohung“ in Schutzhaft genommen. Ihm wurde verboten Opladen zu betreten. Neuenheuser kämpft trotz allem weiter gegen die Nazis, beteiligt sich nicht an nationalsozialistischen Aktionen. Das Gymnasium wurde 1938 geschlossen. Neuenheusers ist nicht vom Regime ermordet worden, allerdings stürzen ihn die Geschehnisse in Depressionen, er starb zwei Jahre später.
Zu Ehren dieser Menschen und ihrer Geschichten hat der Geschichts-LK der Q1 heute, wie jedes Jahr am 27.01.2023, die Stolpersteine der Fußgängerzone und Kölner Straße gereinigt und die Lebensgeschichten der Personen vorgetragen. Das Landrat-Lucas-Gymnasium hat seit 2016 die Patenschaft für die Stolpersteine in Opladen inne. Der 27. Januar ist offiziell der Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus, gewählt wurde eben dieser Tag weil am 27.01.1945 das Konzentrationslager in Auschwitz befreit wurde. Dieses machte sichtbar, das alleine in Auschwitz mehr als eine Millionen Menschen dem Nationalsozialismus zum Opfer fielen.
Der 27.01. soll, anders als etwa der 9. November, nicht nur dem Gedenken der ermordeten Juden dienen, sondern auch an alle anderen erinnern die in dieser Zeit verfolgt oder ermordet wurden, etwa Sinti und Roma, Homosexuelle, Behinderte, politische Gegner und solche die Widerstand leisteten. Insgesamt geht es um etwa 17.000.000 Tote und Millionen Verfolgte.
Die Stolpersteine dienen der Erinnerung an die Opfer von NS-Regime und Holocaust, man soll über sie im wahrsten Sinne des Wortes stolpern und sich so mit ihren Schicksalen befassen. Begonnen haben die Stolpersteine 1992 als Kunstprojekt - heute liegen sie fast in ganz Europa und sollen „den Millionen Menschen die von den Nationalsozialisten zu Nummern degradiert und ermordet wurden, ihren Namen und damit die Erinnerung an sie zurückgeben“ (Zitat des Künstlers). Sie zeigen das Leben von Menschen die verfolgt, ermordet oder vertrieben wurden.
Darum geht es auch bei Veranstaltungen wie dieser heute, die Stolpersteine sollen wieder leuchten und somit auffallen, die Opfer dieser Zeit sollen nicht vergessen werden und die Menschen sollen sich mit dem Geschehenen befassen, damit das Leid der Betroffenen nicht in Vergessenheit gerät und vor allem damit diese Taten im Gedächtnis bleiben und sich solche Taten nicht nochmal wiederholen.
„Was damals geschehen ist, wird und darf nicht vergessen werden. Erinnern ist nicht nur eine Aufgabe des Verstandes, sondern auch der Herzen. Auch 54 Jahre ,danach‘, nach einem halben Jahrhundert friedlicher und demokratischer Entwicklung, bedürfen Menschen der Widerstandskraft ganz gewöhnlicher humaner und moralischer Maßstäbe und Tugenden, die auch in außergewöhnlichen Zeiten Bestand haben. Die Verankerung unseres Gemeinwesens im Versprechen der Demokratie, in Toleranz und Rechtsstaatlichkeit, unsere Zugehörigkeit zu einem vereinten, friedlichen Europa sind starke Abwehrkräfte, um eine Wiederholung der Barbarei zu verhindern. […] Wir schulden den Opfern des Holocaust unser Gedenken, unser Erinnern. Der Völkermord ist Teil unserer Geschichte geworden. Wir wollen auch heute und in Zukunft aus dieser Geschichte lernen.“ so der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder im Januar 1999.
Sarah Fischer, Q1-Leistungskurs Geschichte