Die sechs wichtigsten Stil-Tipps
Um den sogenannten Nominalstil, auch „Bürokratendeutsch“ genannt, auf die Schliche zu kommen, zähle die Silben, denn je mehr Silben ein Begriff hat, desto wahrscheinlicher ist es, dass er aus der Bürokratenwelt stammt. Schau dir die Endungen der Substantive genau an. Endungen wie zum Beispiel –heit; -ung; -keit, weisen auf den Nominalstil hin. Sei mutig genug, Sätze umzuschreiben, aber dabei ist es wichtig, die Kernbotschaften nicht aus dem Blick zu verlieren. Die Verwandlung der Substantivierungen zurück in Verben spielt ebenfalls eine große Rolle.
Überlege dir vorher, ob du das Adjektiv wirklich benötigst oder ob es überflüssig ist. Zum Beispiel sind Greise normalerweise alt, weswegen man dies nicht noch extra erwähnen muss. Dein Adjektiv sollte gut gewählt sein. So hat ein dreiköpfiges Familienoberhaupt doch keine drei Köpfe. Außerdem sollte dir klar sein, dass man den Superlativ nicht noch weiter steigern kann. Es sind also optimale Bedingungen für einen schönen Tag und nicht optimalste Bedingungen.
Um Neugier und Interesse beim Leser zu wecken, verwende kräftige Verben, die eine Handlung vorantreiben und beim Leser einen Film ablaufen lassen. Vermeide blasse und überflüssige Verben wie „bestehen“ oder „verursachen“, weil sie Handlungen nicht antreiben und förmlich wirken. Beispiel: Falsch: Der Schlag des Vaters auf den Hinterkopf des Kindes verursachte eine Verletzung. Richtig: Der Vater schlug das Kind auf den Hinterkopf, wobei er es verletzte.
Nutze Sprachbilder, um abstrakte Texte/ komplexe Sachverhalte leichter, verständlicher und einprägsamer zu machen! Beispiel: Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering vergleicht Investoren mit einer Heuschreckenplage. Die Heuschrecke ist mittlerweile eine Tiermetapher für Finanzinverstoren in der deutschen Sprache. Achtung, Hände weg von bekannten/ häufig genutzten Sprachbildern. Beispiele: grünes Licht geben, sich auf den Lorbeeren ausruhen, das Licht am Ende des Tunnel, die Spitze des Eisbergs etc. Diese oft alltäglich genutzten Sprachbilder prägen sich nicht so gut wie unbekannte ein. Kreiere neue Sprachbilder. Erfinde eigene Sprachbilder die einprägsamer sind.
Um einen Satz angemessen und für den Leser verständlich zu verfassen, halte ihn kurz und geordnet. Achte auf eine geringe Anzahl von Wörtern, finde außerdem ein gesundes Gleichgewicht für die Ordnung und Reihenfolge der Informationen. Vermeide also sogenannte Bandwurmsätze, deren Informationen ineinandergreifen, verschmelzen und viele Wörter beinhalten. Die Grundregel lautet daher: Kernbotschaften gehören in den Hauptsatz und Nebensächliches in den Nebensatz. Was zusammengehört, darf nicht mehr als drei Lesesekunden voneinander getrennt werden. Die beiden Teile des zusammengesetzten Verbs dürfen nicht weit voneinander getrennt sein. Das Subjekt und das Prädikat genauso wenig.
Wenn du Hilfe für Kriterien für einen guten journalistischen Text benötigst, verwende das „Hamburger Verständlichkeitsmodell“. Dieses legt einem Einfachheit, eine konsequente Gliederung und Ordnung, Kürze und Prägnanz sowie anregende Zusätze, wie z.B. witzige Formulierungen, die die Lust am Lesen erhöhen, ans Herz. Dabei sollte man (vor allem beim letzten Kriterium) nicht übertreiben, da es sonst auf Kosten der Einfachheit geht.