Das Phänomen Buch

Langsam aber sicher kommt Unruhe unter den Schülern der 6. Stufe auf. Das merkt auch Ute Wegmann. Zornig oder vielleicht eher bestimmend hebt sie die Stimme, gerade so, dass es jeder bemerkt. Nachdem sie ihren Missmut über diese Unruhe zum Ausdruck gebracht hat, kehrt wieder Stille in der Mensa ein. Augenblicklich wendet sie sich wieder ihrem Thema zu.
Das Buch, das sie unseren Mitschülerinnen und Mitschülern heute vorstellt, trägt den Namen „Hoover“. Es ist die Geschichte rund um einen Jungen, der mit seinem Großvater eine heimliche Reise nach Paris machen möchte und auf dem Weg dorthin so einiges erlebt. Er trifft auf ein Mädchen und zusammen versuchen sie, die Idee dieser Reise zu verwirklichen.
Aber haben denn Bücher überhaupt noch eine Zukunft? Wird sich in 10, zwanzig Jahren überhaupt noch jemand die Zeit nehmen, um eine Geschichte zu lesen? Und wenn ja, wird dies dann noch mit unseren geliebten Büchern stattfinden oder wird es nur noch elektronisch sein? Werden alle nur noch auf Kindles und Tablets lesen?
Unser Leben wird von Tag zu Tag schnelllebiger und niemand weiß, wie unsere Welt in 20 Jahren aussehen wird. Vielleicht leben wir bis dahin in einer stressigen Welt, in der kaum noch Zeit für Freizeit übrig bleibt; aber das Buch an sich wird es unter Garantie trotzdem noch geben. Ob nun auf Papier oder durch moderne Medien überholt, kann niemand sagen, aber das Phänomen Buch wird es noch geben. Aber weshalb? Was macht ein Buch so besonders? Wieso mit etwas beschäftigen, was nicht mal real ist?
Eine Antwort auf diese Fragen liefert unter anderem „Hoover“. Wir begleiten unseren Protagonisten durch ein Erlebnis, in das wir eintauchen können. Wir können mit ihm mitfühlen und uns in seine Lage hineinversetzen. Außerdem liefert uns dieses Kinderbuch eine Frage der Moral, an der sich Kinder orientieren können. Aber das ist natürlich nicht alles, was ein Buch so auf Lager haben kann. Es entzieht einen der Realität und lässt einen in eine andere Welt eintauchen. Es entspannt einen. Es regt die Kreativität an und stärkt das Empathievermögen. Es hilft einem in schwierigen Zeiten, schwierige Situationen zu bewältigen. Es macht so vieles, wozu ein Film, eine Serie oder ein Computerspiel niemals in der Lage wäre. Dass weiß auch Ute Wegman, die uns eine Geschichte geliefert hat, welche nach einem guten Kinderbuch klingt.
Wir können nur hoffen, dass die Unruhe, die an jenem Tag in der Mensa des LLGs geherrscht hat, ein Zufall war und nicht eine Leseverdrossenheit, die sich unter unseren 6ern breit macht. Denn ansonsten entgehen ihnen eine Unmenge an grandiosen Geschichten, die uns alles oben Genannte und noch mehr bieten können.
[Text: Simon Rosenkranz – Journalistikkurs 9. Foto: P. Wedemeyer]